Liebe Leserinnen und Leser,
ich begrüße Sie herzlich in diesem neuen Blog!
Ein Weblog (kurz Blog) ist bekanntlich ein Netz-Tagebuch - wobei es zwei Formen gibt: das sehr persönliche und subjektive bis kritische Tagebuch einerseits, den Fachblog andererseits (z.B. Gesundheits-Weblog), der eher den Charakter eines Online-Journals hat, die Übergänge sind fließend. Darüber kann man natürlich bei Wikipedia nachlesen.
Grundanliegen dieses Blogs ist zu zeigen, wie man mit der Anthroposophie (mit einer anthroposophischen Grundeinstellung) leben kann - mit dem Schwerpunkt auf Hannover (soweit es einen lokalen Bezug gibt), denn ich lebe in Hannover.
Meine Grundeinstellung möchte ich noch durch die folgenden Sätze andeuten, die ich vor ein paar Tagen erst gelesen habe und die für mich ein Fundstück sind, auf das ich mit Begeisterung reagiert habe. Sie entstammen Pietro Archiatis Einleitung zu dem Büchlein mit Vorträgen, die Rudolf Steiner in Hannover gehalten hat. "Es ist ein Grundgesetz der Entwicklung: Jeder neue Impuls muss angemessen vorbereitet werden. Wenn aber die Zeit kommt, wo die Vorbereitung der Erfüllung zu weichen hat, erweisen sich die Vorbereitenden als unfähig, sich so weitgehend umzustellen, dass sie nun die Erfüllung verwalten können. Sie sind im Laufe der Zeit mit der Verwaltung eins geworden und haben aus dem Auge verloren, dass es sich um eine Vorbereitung handelt. Sie haben einen Machtimpuls daraus gemacht, der sich dagegen wehrt, dem Neuen Platz zu machen. Sie können die Erfüllung nur als ungut, als Umsturz des bewährten Guten erleben.
Alles Esoterische ist Vorbereitung. Zu jeder Zeit können sich zunächst nur wenige ganz der Vorbereitung eines Zukünftigen widmen. Erst wenn ein Esoterisches zum Allgemeingut aller Menschen, zu einem Exoterischen wird, geht es in Erfüllung. Mit der Anthroposophie Rudolf Steiners scheint es nicht anders zu sein. Die Menschen, die seit einem Jahrhundert berufen waren oder sind, mit der anthroposophisch orientierten Geisteswissenschaft alle Bereiche des Lebens zu erneuern, spüren den Widerstand der etablierten Kultur und laufen Gefahr, durch existentielle Kompromisse mit dem Alten dem Neuen seine Stoßkraft, ja seine Sprengkraft zu nehmen."
Pietro Archiati in der Einleitung zu: Rudolf Steiner: Geisteswissenschaft im Umriss. Archiati Verlag: Bad Liebenzell: 2008.
Bild: Huber bei pixelio.de
Nix brutal Michel, danke fürs Verbreiten! Barbara hatte mich schon darauf aufmerksam gemacht - eben dieselbe, die ich inzwischen (virtuell) sehr viel besser kenne.
Kommentiert von: Helge Mücke | 26. November 2010 um 02:03 Uhr
Lieber Helge,
gerade habe ich noch einmal Deine Einleitung aus 2008 gelesen, mit den aktuellen Beobachtungen bewahrheitet sich es immer wieder, dass die esoterische Entwicklung fortschreitet und die anthroposophische Gesellschaft vielleicht schon an der Schwelle ist, den Satz zu erfüllen: "Wenn aber die Zeit kommt, wo die Vorbereitung der Erfüllung zu weichen hat, erweisen sich die Vorbereitenden als unfähig, sich so weitgehend umzustellen, dass sie nun die Erfüllung verwalten können."
Ein ganz aktuelles Beispiel: In einer Talkshow im dritten Programm (ich erinnere mich nicht mehr, ob es NDR oder WDR war) spricht Harald Glööckler über seine traumatische Kindheit und sagt dann fast wörtlich "ich beklage mich nicht darüber, ich habe mir meine Eltern und mein Schicksal selbst so ausgesucht".
Es gibt keine Nachfrage von den anderen Gästen oder den Moderatoren, es bleibt offen, ob und wie diese Bemerkung verstanden wird.
Müssten solche Aussagen nicht von Anthroposophen in der Öffentlichkeit gemacht werden, mit einem Hinweis auf die Hintergründe, ohne gleich die GA zu zitieren oder zu schulmeistern?
Stattdessen spricht diese Karma-Erkenntnis ein Paradiesvogel der Schickeria aus, ein Modedesigner, geschminkt wie eine Wasserleiche, durch seine Auftritte in Casting-Shows bekannt geworden.
Ich könnte noch einige Beispiele aufführen, gerade in Talkshows treten immer wieder sogenannte Prominente auf und plaudern oft zusammenhanglos über Reinkarnation, nachtodliche Erlebnisse, Engelbegegnungen.
Meine Reaktion ist immer sehr ambivalent: Ist es gut, das solche Themen heute öffentlich besprochen werden, ohne das es einen Skandal gibt oder der Aussprechende in die Lächerlichkeit gezogen wird?
Müssten nicht Anthroposophen sich ebenfalls trauen, diese Dinge im 21. Jahrundert öffentlich zu vertreten? Schon allein, um den Wahrheiten aus der unseriösen Ecke zu helfen, in die sie damit geraten könnten? Sind wir schon "als Vorbereitende unfähig geworden", wenn wir uns in überhebliches oder demütiges Schweigen hüllen, weil wir meinen, esoterische Inhalte schützen zu müssen, die längst aus der Hülle heraus sind?
Ich würde mich freuen, wenn wir in diesem und anderen Blogs auch solche Diskussionen führen könnten.
Herzliche Grüße an alle Mitleser, Uwe Daniel
Kommentiert von: Uwe Daniel | 19. Januar 2012 um 17:00 Uhr