"... dem Grau der Nacht enttaucht ...", Gastspiel der Gruppe Eurythmie Berlin, Frøydis Lutnæs-Mast, in Hannover im Merz-Theater (Rudolf-Steiner-Haus)
"Zauber- und Segenssprüche aus verschiedenen Zeiten und Sprachen
stellen die Frage nach dem Unterschied von Verzauberung und
Verwandlung".
Kompositionen von Lothar Reubke und Heiner Ruhland.
Mitwirkende:
Eurythmie: Ada Bachmann, Ruth Barkhoff, Christiane Brunk, Ariane Fedtke und Frøydis Lutnæs-Mast.
Musik: Christoph Anacker, Stefano Macor, Antje Schaade.
Sprache: Stefan Lenz.
Licht: Florian Schaller.
Termin: 7. Juni 2009 ab 17 Uhr
Eine andere Aufführung der Eurythmie Berlin unter Frøydis Lutnæs-Mast - die aus Norwegen stammt! - habe ich bereits erlebt - ich fand sie damals hervorragend und bin deshalb jetzt sehr gespannt auf das neue Programm. Mehr kann ich aber bisher nicht über die Aufführung erfahren. Interessant ist jedoch, einmal dem Zitat nachzugehen. Es entstammt einem Sprach-Bild-Kunstwerk von Paul Klee (1879 - 1940).
Der volle Text lautet:
Einst dem Grau der Nacht enttaucht / Dann schwer und teuer / und stark vom Feuer / Abends voll von Gott und gebeugt / Nun ätherlings vom Blau umschauert, / entschwebt / über Firnen, zu klugen Gestirnen.
Der Verfasser ist unbekannt - nach Wikipedia könnten diese Verse von Klee selber stammen.
Der darauf bezogene Text bei Wikipedia:
"In dem Aquarell Einst dem Grau der Nacht enttaucht aus dem Jahr 1918, ein kompositorisch umgesetztes Gedicht, das er vermutlich selbst verfasst hatte, nahm Klee Buchstaben in kleinen, farblich voneinander getrennten Quadraten auf und trennte die erste von der zweiten Strophe durch Silberpapier ab. Oben auf dem Karton, der das Bild trägt, sind die Verse handschriftlich eingetragen. Klee lehnte sich hier nicht mehr in der Farbe an Delaunay an, sondern an Franz Marc, gleichwohl die Bildinhalte beider Maler nicht korrespondierten. Unter anderen sah Herwarth Walden, Klees Kunsthändler, darin eine „Wachablösung“ seiner Kunst. Ab dem Jahr 1919 verwandte er häufiger Ölfarben, die er mit Aquarellfarben und Buntstift kombinierte.
„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Dieses Klee-Zitat gilt für das gesamte Schaffen des Künstlers. Die Villa R (Kunstmuseum Basel) von 1919 vereint sowohl sichtbare Realitäten wie Sonne, Mond, Berge, Bäume und Architekturen ebenso wie surrealistische Versatzstücke und Stimmungswerte."
Ein weiterer Text aus einer Radiosendung des Hessischen Rundfunks, Autorin Melissa Schmidt:
"Zitator (Paul Klee): Diesseitig bin ich gar
nicht fassbar. Denn ich wohne grad so gut bei den Toten wie bei den
Ungeborenen. Etwas näher dem Herzen der Schöpfung als üblich. Und
noch lange nicht nahe genug.
Autorin: 1920 veröffentlicht Paul Klee diese Zeilen bei seiner ersten großen Einzelausstellung in München. Fassbar scheint die Kunst des Schweizer Malers bis heute nicht. Ihn einer bestimmten Kunstrichtung zuzuordnen fällt schwer. Klee entwickelte einen ganz eigenen Stil. Seine Werke sind voller Zeichen und Symbole. Schon die Titel scheinen oft mysteriös: “Die Angst der Schiffe”, “Mut-Missliche Näherung” oder “Birnenlob”. Im Verlauf seiner künstlerischen Entwicklung vereint Klee immer wieder Bild und Sprache zu einer Einheit. So wie bei dem Aquarell zum Gedicht “Einst dem Grau der Nacht enttaucht”.
Zitator (Gedicht): Einst dem Grau der
Nacht enttaucht / Dann schwer und teuer / und stark vom Feuer /
Abends voll von Gott und gebeugt / Nun ätherlings vom Blau
umschauert, / entschwebt / über Firnen, zu klugen Gestirnen.
Autorin: Von wem der Text stammt, ist unbekannt. Doch die Struktur des Gedichts bestimmt Klees Bildkomposition. Grundlage ist eine Mauer aus regelmäßig aufgeteilten Farbquadraten. Darin bilden die schwarzen Linien der Buchstaben die Unterteilung der Farbe. Kleine Dreiecke, Kreise und seltsame Formen erscheinen wie Steinchen in einem Mosaik.- Getrennt durch einen Streifen Silberpapier entsprechen die obere und untere Bildhälfte den beiden Gedichtstrophen. Vom Text geprägt ist auch das Farbschema: Vom Anfang zum Ende entwickelt sich aus Grau allmählich ein leuchtendes Blau."
Inzwischen habe ich zu der Aufführung selbst einen Bericht geschrieben - dies ist also ein Link in die Zukunft: http://kultur.typepad.com/anthroblog-hannover/2009/06/nachlese-fr%C3%B8ydis-lutn%C3%A6smast-gastspiel-eurythmie-berlin-in-hannover.html
Quelle: Melissa Schmidt: Abstrakt gemalte Poesie - Paul Klee und seine freundlichen Konstrukte. Erstsendung hr2 am 30. Sept. 2003.
Bildquelle: germanposters.de
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