Das wird sicher ein spannender Vortrag:
Rahel Uhlenhoff kommt am 1. Mai (2009) nach Hannover und spricht über
"Das bedingungslose Grundeinkommen als soziale Therapie".
Natürlich weiß ich nicht, was sie sagen wird - doch ein paar Sätze aus einem anderen Vortrag mögen genügend Anreiz geben - neugierig machen - , um sich dann diesen neuen Vortrag anzuhören, der sicherlich andere Akzente setzen wird.
Rahel Uhlenhoff schreibt im September 2008 (hat vorgetragen):
"Während Hartz IV. die Hartz-IV-Empfänger wie mit einer Stillhalteprämie aus dem Arbeitsmarkt heraushält, drückt Kombilohn die Kombilohn-Empfänger in den Niedriglohn-Sektor des Arbeitsmarkts hinein. Da der Hartz IV.-Empfänger jeden Euro, den er hinzuverdient, an das Arbeitsamt abgeben muss, kann er auch ungetaner Dinge gleich zuhause bleiben und erhält trotzdem seine Existenzsicherung. Im Gegensatz dazu muss der Kombilohn-Empfänger für 1 Euro pro Stunde in einem historisch längst sinnlosen, weil rationalisierbaren Job rackern und kommt selbst bei einer 50-Stundenwoche nur auf 200 Euro im Monat. Unter der Bedingung, dass er sich in
der Wirtschaft unwürdig abrackert, wie ein Hamster im Rad hohl dreht, bekommt er vom
Sozialstaat den Rest bis zum Existenzminimum monatlich aufgefüllt (2008 in BRD: 632
Euro/Monat). Beide Modelle propagieren jeweils einen fortschrittlichen Rückfall hinter die Errungenschaften der Industrialisierung: Hartz IV. lädt zur passiven Muße durch Almosen ein. Kombilohn treibt die Arbeitenden in ein hyperaktives Arbeitsverhältnis hinein, das der Leibeigenschaft ähnelt."
Und:
"Heute stehen wir vor der dritten sozialen Frage, auf die Hartz IV. und Kombilohn nur eine präindustrielle, das bedingungslose Grundeinkommen aber eine postindustrielle Antwort geben können. Während die Hartz IV. und Kombilohn noch auf die äußere Motivation zur Arbeit durch Druck und Zwang setzen, rechnet das bedingungslose Grundeinkommen mit der inneren Motivation des Menschen und entspricht damit der verinnerlichenden Wirtschaftsentwicklung auf dem Sprung vom Dienstleistungs- zum Bildungssektor. Denn es kommt nicht darauf an, eine gigantische Beschäftigungstherapie zu organisieren, um die Menschen durch Zwangsmaßnahmen vom Denken und Schaffen abzulenken. Sondern es kommt darauf an, dass die Menschen vom Zwang der Arbeit befreit und in den Grundbedürfnissen befriedigt, sich zu ihrem inneren Menschen aufrichten und dessen Mission auf Erden in die Tat umsetzen können."
Quelle: Vortrag Berlin 28. Sept. 2008, http://demeu.csp-design.de/fileadmin/demo_europa/Berichte_Grundeinkommen/Uhlenhoff_GK_Art._20.06.08.pdf
Rahel Uhlenhoff, wurde 1979 in West-Berlin geboren, machte ein Grundstudium der Anthroposophie an der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft am Goetheanum in Dornach/ Schweiz, danach Studium der Philosophie und Geschichte an der Freien Universität Berlin und studentische Hilfskraft am Institut für Philosophie. 2006 Initiatorin der Bürgerinitiative bedingungsloses Grundeinkommen e.V.
Zur Situation in Hannover: Die genannte Bürgerinitiative ist natürlich die Berliner - auch Hannover hat eine Bürgerinitiative Grundeinkommen mit dieser Adresse: http://grundeinkommen-hannover.de/ Die Treffen finden in der Warmbüchenstr. 17 in den Räumen der Stiftung Leben & Umwelt statt.
Das Netzwerk Grundeinkommen https://www.grundeinkommen.de/ hat auch einmal in Hannover getagt.
Und was die Anthroposophie betrifft: Tatsächlich lässt sich der Grundgedanke des bedingungslosen Grundeinkommens nicht unmittelbar aus der Anthroposophie ableiten - was Autoren wie Coipelet nicht müde werden nachzuweisen. Sicherlich: das Ideal der Freiheit des Geisteslebens ist es nicht, wenn der Staat so stark eingreift. Andererseits: warum nicht als pragmatischer Zwischenweg? Die Trennung von Arbeit und Einkommen, die Rudolf Steiner gefordert hat, wäre erleichtert, "freie" Formen der Arbeit - im Sinne der Grundgedanken der "Neuen Arbeit" - ließen sich besser verwirklichen.
Bildquelle: http://www.yasni.de/
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