Einen kurzen Vorbericht hatte ich ja hier bereits geschrieben. Inzwischen haben bereits vier (frühe) Abende stattgefunden - Zeit für einen Zwischenbericht.
Übrigens ein Einstieg ist jederzeit möglich!
Es kam anders, als die Ankündigung erwarten ließ - gut so! Will sagen, die beiden Initiativträger, Dorothea Birnbaum und Michael Müller, hatten nicht starr schematisch geplant. Umso lebendiger wurden die Abende, auch Teilnehmer durften mitwirken.
Der bisher letzte Abend (Freitag, 10. Juli) war am meisten rundum gelungen. Ich war schlicht begeistert!
Es begann mit einfachen Eurythmie-Übungen. Lydia hat fast ganz die Eurythmie übernommen, eine junge Schülerin der Eurythmieschule im Hause.
Das Bild stammt von der Waldorfschule Kassel, hat also mit uns selber ziemlich wenig zu tun (wir haben uns ja auch nicht in Kostümen bewegt), soll nur die einfache Eurythmie ein wenig veranschaulichen.
Frau Birnbaum macht uns tönen - wir improvisieren mit Tönen und versuchen, aufeinander zu hören und zu einer Gemeinsamkeit zu kommen, ein Chor in Tönen.
Einige Teilnehmer haben Instrumente mitgebracht, zwei Geigen, eine Flöte. Einer dirigiert und lässt uns eine "Symphonie in drei Sätzen" aufführen: 1. Satz nur die Stimme (wieder improvisiert: "einfach aus sich herauskommen lassen"), 2. Satz nur die Instrumente, 3. Satz beide zusammen. Sehr schön hat es am Schluss geklungen!
Gesungen haben wir auch: Beethovens "Ode an die Freude" mit dem Text von Schiller.
Und dann Lautpoesie gesprochen: "stumm murmeln / schlummernd Uferlumpen/ nuscheln / (zupf Blumen - buk Kuchen / zupf Blumen - buk Kuchen) / in Buchten / Sumpfpuppen rufen - lungern" usw. Der Text stammt von einem Friedel Waal. .
Mit der Sprache ging es weiter, mehr textbezogen - inhaltlich. Mit wesentlichen Erläuterungen von Michael Müller, der vor allem eingangs versucht deutlich zu machen, warum es sinnvoll scheint außer solchen von Steiner auch ausgewählte andere Texte heranzuziehen. Von Autoren (Dichtern), bei denen man den Eindruck haben muss, sie haben doch einen Zugang zur geistigen Welt. Herr Müller liest noch einmal das Gedicht von Nelly Sachs: "Lange haben wir das Lauschen verlernt ..." Und erinnert an den zeitgenössischen Schriftsteller Patrick Roth, aus dessen Christusnovelle "Riverside" wir beim letzten Mal den Schlussteil anhören konnten. Meine Meinung: Die Sprache ist ungewöhnlich und sehr überzeugend.
Patrick Roth wuchs in Karlsruhe auf und besuchte ein humanistisches Gymnasium (Abitur 1971). Zu Sprachstudien ging er nach Paris, wo er auch zum intensiven Kinogänger wurde. Studium der Anglistik, Germanistik, Romanistik. Ab 1975 dann Studium der Anglistik und Filmwissenschadt mit einem DAAD-Stipendium in Los Angeles. Er blieb in den USA. Studium der Filmproduktion, Schauspielerausbildung, erste Filme waren die weiteren Stationen. In den 1980er Jahren schrieb Roth eine Reihe von Hörspielen und Theaterstücken, die er teilweise selbst in Deutschland inszenierte. 2001 Poetik-Vorlesungen an der Universität Frankfurt a.M., 2004 Poetik-Dozentur an der Universität Heidelberg. Im Sommersemester 2008 lehrte er, ebenfalls im Rahmen einer Poetik-Dozentur, an der Universität Heidelberg. "Patrick Roth erregte bei Leserschaft und Kritik großes Aufsehen mit seiner sog. "Christus-Trilogie", die aus den drei Romanen Riverside, Johnny Shines oder Die Wiedererweckung der Toten und Corpus Christi besteht und in denen der Autor im Rahmen von Kriminalhandlungen neutestamentliche Motive in einer eigenartigen Vermischung von Kunst- und Umgangssprache
verarbeitet, ohne dass Roth einer ausgesprochen christlichen Literatur
zuzurechnen wäre. Roth, der als literarische Vorbilder Joyce, Celan, Ovid und Hölderlin nennt, ist stark von seiner Beschäftigung mit dem Film beeinflusst und verwendet häufig filmische Techniken." (Zusammenfassung nach dem Text bei "Wikipedia".) Seine Bücher sind bei Suhrkamp erschienen.
Den Hauptteil der Textarbeit nahm dann unsere Beschäftigung mit dem ersten Mysteriendrama "Die Pforte der Einweihung" Rudolf Steiners ein. Das vierte Bild haben wir vollständig mit verteilten Rollen gelesen. (Einen Einblick kann man hier gewinnen.) Blitz und Donner wurden - wo die Regieanweisung sie verlangt - auf dem Flügel nachgeahmt.
(C) Text: Helge Mücke, Hannover; oberes Bild wie angegeben; das untere ist das Titelbild des Suhrkamp-Verlages (Gestaltung unter Verwendung eines Gemäldes von Caravaggio.)
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