Am kommenden Freitag, 7. Mai, ab 20 Uhr, wird Sophia-Janet Aleemi aus Bollschweil bei Freiburg über Simone Weil sprechen. Den Inhalt des Vortrags kann ich natürlich noch nicht kennen, aber Frau Aleemi hat im "Goetheanum" - Nr. 33/34 2009 - einen Aufsatz mit der Überschrift "Michaelisches Feuerwesen" veröffentlicht, den ich hier für ein paar zusammenfassende Sätze verwenden kann.
Simone Weil wurde am 3. Februar 1909 in einem jüdischen Elternhaus in Paris geboren und starb am 24. August 1943 mit nur 34 Jahren in Ashford Kent. "Sie war emanzipierte Jüdin und blieb letztendlich eine ungetaufte Christin" kennzeichnet Frau Aleemi die äußere Form der Glaubenshaltung. Und in der Einleitung ihres Aufsatzes heißt es: "Simone Weil war eine Wahrheitssucherin par excellence. Jedes Wort hat sie auf die Goldwaage gelegt und damit höchste Maßstäbe gefordert. Rein äußerlich war sie immer schon von zarter Konstitution und Gestalt. Aber das Feuer, das in ihr brannte, führte sie in extreme Lebensfelder und erschloss ihr seelisch-geistige Regionen, die den meisten unbekannt bleiben."
Simone Weil war sicherlich ein schwieriger Mensch, hat sich aber selbst trotz mancher körperlicher Krankheiten immer wieder ganz viel abverlangt - das machte sie überzeugend. Auf ihrer unerbittlichen Wahrheitssuche hat sie die verschiedensten Funktionen angenommen - so nahm sie harte Fabrikarbeit am Fließband oder Feldarbeit auf dem Bauernhof auf sich, um über die Situation einer Fabrikarbeiterin, einer Bäuerin mehr zu erfahren. Sie kämpfte stets für die Schwächeren. Sie war Anhängerin eines revolutionären Sozialismus, setzte sich aber früh vom Kommunismus ab. Trotz ihrer pazifistischen Grundhaltung nahm sie am Spanischen Bürgerkrieg teil, und während des Zweiten Weltkriegs gehörte sie der Résistance an. "Ihr unruhiges Leben voller Widersprüche und geistiger Kämpfe spiegelte sich in zahlreichen Artikeln für Zeitschriften. Essays, Tagebücher, Briefe und philosophische Werke erschienen erst nach ihrem Tod, wie z.B. L'enracinement (Die Einwurzelung) , ihr politisches und geistiges Testament" - so kann man es auf einer feministischen Biografienseite lesen.
In der Karwoche 1938 hat Simone Weil das Erlebnis einer Christusbegegnung, wie Sophia-Janet Aleemi schildert. Nach und nach verwandelt sich ihr philosophisches Denken in ein theologisches. Der Gnadenbegriff bekommt dabei eine besondere Bedeutung - "Schwerkraft und Gnade" heißt eine der heute erhältlichen deutschsprachigen Buchausgaben (die Frau Aleemi empfiehlt).
Man darf sehr gespannt sein auf den Vortrag!
Text: Dr. Helge Mücke, Hannover; Zitate wie angegeben; die Bilder geben die Titelgestaltung der Verlage wieder, s. hier und dort. Der Vortrag findet am 7. Mai ab 20 Uhr im Rudolf-Steiner-Haus in Hannover, Brehmstr. 10, statt.
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