Globalisierung ja, aber nach dem Maß des Menschen! Das ist die Grundhaltung, die Ulrich Rösch vermittelt, der am 18. März in Hannover einen Vortrag über Vorzüge und Schattenseiten der Globalisierung - wie sie praktiziert wird - halten wird. Wie müssen wir denken, um in der globalisierten Welt ein menschenwürdiges Leben für alle realisieren zu können? - so seine Fragehaltung.
Ulrich Rösch, 1951 geboren, studierte Philosophie, Pädagogik. Germanistik und Sozialwissenschaften an den Pädagogischen Hochschulen in Lörrach, Weingarten und den Universitäten Berlin und Konstanz.
Seit der Begründung des Internationalen Kulturzentrums 1971 in Achberg (b. Lindau/Bodensee) war er insbesondere am dortigen Institut für Sozialforschung und Entwicklungslehre tätig, an dem auch Joseph Beuys, Wilfried Heidt, Leif Holbaek-Hansen, Ossip K. Flechtheim, Eugen Löbl, der Hannoveraner Wilhelm Schmundt und Ota Sik arbeiteten. Forschungsschwerpunkt: neue Wirtschaftsformen und Organisationsentwicklung.
1976 Gründung der Freien Waldorfschule Wangen im Allgäu, sieben Jahre als geschäftsführender Lehrer tätig. 1982 Gründung und Geschäftsführung eines Textil-Unternehmens, welches ökologische Bekleidung aus biologisch-dynamisch angebauter Baumwolle in Modellprojekten in Indien herstellt.
Lehrtätigkeit an der Pädagogischen Hochschule Weingarten, an der Freien Hochschule Stuttgart (Waldorflehrerseminar), am Humboldt-Kolleg Wangen, am Studiengang „Soziale Skulptur“ Achberg/Wangen, am anthroposophischen Grundstudium und an der Höheren Fachschule für Pädagogik am Goetheanum in Dornach.
1999 bis 2010 war Ulrich Rösch für die Sektion für Sozialwissenschaften am Goetheanum als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Koordinator tätig.
Es wäre naiv zu glauben, man könne heute wieder hinter die Globalisierung zurück. "Die sozialen Probleme der Gegenwart lassen sich", sagt Rösch, "nicht mehr aus einer beschränkten (zum Beispiel europäisch-amerikanischen, westlichen) Sicht lösen. Um die Weltprobleme, die durch die globale Revolution heraufgezogen sind, zu erfassen, bedarf es eines weltumspannenden Wahrnehmens und Denkens. Nur der Blick auf das Ganze lässt heute die Dimension der Probleme erfassen, die uns in existenzielle
Krisen gebracht haben." Nicht das Wirtschaftsleben an sich habe die Probleme, die mit der Globalisierung verbunden sind, hervorgebracht, sondern die Tatsache, dass dessen Entwicklungen mit der Ideologie des Liberalismus oder Neoliberalismus verbunden sind. Der aber sei in den Grundzügen bei der Auffassung von Adam Smith (1776 in seinem Werk „Wohlstand der Nationen“) stehengeblieben. "Adam Smith sah im Egoismus die Triebfeder für allen wirtschaftlichen Fortschritt. Wenn alle am Marktgeschehen Beteiligten ihren Eigennutz bestmöglich ausleben würden, so würde eine unsichtbare Hand (the invisible hand) das Geschehen so umstülpen, dass es sich zum Heile des Ganzen auswirken würde. Obwohl die Entwicklung insbesondere im 20. Jahrhundert diesen Gedanken ad absurdum geführt hat, hat er doch einen so magischen Charakter, dass noch heute viele daran glauben. Die tatsächliche Entwicklung hat gezeigt, dass ein freies Konkurrenzgeschehen am Markte nur dazu führt, dass die Reichen und Marktmächtigen immer reicher und mächtiger werden und die 'Ohnmächtigen' sich aus ihrer Rolle nicht befreien können. Obwohl jeder, der heute das wirkliche Marktgeschehen beobachtet, die Absurdität der Überlegungen von Adam Smiths offensichtlich erfahren kann, haben seine Gedanken bis heute eine solche Faszination, ja Magie, dass die meisten der heutigen Gesellschaften – bewusst oder unbewusst – noch immer auf dieser Ideologie basieren."
"Die Globalisierung wird weiter fortschreiten", stellt Rösch klar fest. "Soll sie jedoch das Maß des Menschen erlangen und somit die Würde des Menschen bewahren und immer mehr verwirklichen, so muss sie von der Ideologie des Neoliberalismus befreit werden. Die moderne Produktionsweise, nämlich das umfassende Tätig-Sein für eine
andere Menschengruppe oder einen anderen Menschen, erfordert das ökonomische Funktionsprinzip der solidarischen oder brüderlichen (geschwisterlichen) Zusammenarbeit" (fraternité). "Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit sind die Funktionsprinzipien einer modernen, auf Selbstverwaltung aufgebauten Gesellschaft. Diese kann nur dann das Maß des Menschen erhalten, wenn sie seinem Wesen entsprechend gegliedert wird: Freiheit im Geistesleben, Gleichheit im Rechtsleben, Brüderlichkeit im Wirtschaftsleben (Rudolf Steiner). Oder man kann auch die Formulierungen des Prager Frühlings übernehmen und das Ziel als einen 'Sozialismus mit dem Antlitz des Menschen' beschreiben. Eine solche Gesellschaft wird auch eine regional gegliederte und entsprechend differenzierte globale Weltgesellschaft sein."
Man darf gespannt sein auf den Vortrag - im Rudolf-Steiner-Haus Hannover am 18. März 2011 bereits um 18 Uhr.
Die Zitate und die Grundlage für die biografischen Angaben sind Ulrich Röschs Aufsatz in der Nr. 84 - 2004 der "Flensburger Hefte" entnommen. Veröffentlichung auch auf der Netzseite des Instituts für soziale Dreigliederung dreigliederung.de Das Bild stammt von Gerd Altmann / dezignus.com bei pixelio.de
Guten Morgen Helge, ja schöner Bericht. Ich hatte Herrn Rösch mal im Omnibus- Arbeitskreis auf Schloß Freudenberg gehört.Ja, das eine die Forschungsarbeit. Das andere das TUN...da find ich Transition Town gut, Dr. Thomas Köhler, Prestelinstitut Hannvoer, klage aber auch beim Petra Kelly Club bei den Grünen unlängst: es sind so viele da, die Projektleiter sein wollen...jetzt braucht´s Leute ,sie sich auch Handschuhe anziehen und anpacken auf dem Parkplatz in Limmer-gegenüber Conti...also, ich will mal hin heute, anbacken, Säcke mit Erde befüllen...bis Freitag
ade
Raphael
Kommentiert von: raphael ohlms | 17. März 2011 um 07:02 Uhr