Am 12. Juni wird Michael Müller (Waldorflehrer i.R. Hannover-Bothfeld) seine Vortragsreihe über Karmaerkenntnis bei Schülern Rudolf Steiners fortsetzen (20 Uhr, Rudolf-Steiner-Haus Hannover, Brehmstr. 10). Dieses Mal geht es um Graf Helmuth von Moltke.
Ohne den Vortrag zu kennen, zitiere ich aus dem Biografientext der Autorin Gundhild Kacer-Bock:
"In dieser dramatischen Zeit" - Anfang 1915, von Moltke war als Generalstabschef abgesetzt worden - "gewann ein anderes Element für Moltke an Bedeutung. Eliza von Moltke hatte schon in den ersten Jahren von Rudolf Steiners Wirksamkeit als Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft die Verbindung mit der von ihm vertretenen Geisteswissenschaft gefunden und war seit 1904 seine persönliche Schülerin. So begegnete auch Helmuth von Moltke Rudolf Steiner erstmalig 1904. Er hatte seine Bücher über Nietzsche und Haeckel sowie das eben erschienene Buch „Theosophie" gelesen und schätzte die klare Gedankenführung Rudolf Steiners: „Klar und fesselnd ist er immer. Kein philosophierender Schriftsteller ist mir bisher so verständlich gewesen wie er." (Brief vom 8.3.1904 an Eliza von Moltke) Die Tochter Astrid Bethusy-Huc berichtete später, dass zwischen ihren Eltern und Rudolf Steiner oft bis tief in die Nacht über Welt- und Menschheitsprobleme gesprochen wurde. Aber Moltke vermochte aus beruflichen wie auch aus inneren Gründen nicht, sich enger mit der anthroposophischen Geisteswissenschaft zu verbinden. Das wird erst nach seiner Absetzung anders, und Eliza von Moltke bemühte sich nun verstärkt, eine persönliche Beziehung zu Rudolf Steiner zu vermitteln.
Bereits kurz vor der Marneschlacht, am 27. August 1914, war Rudolf Steiner nach ihrer dreimal wiederholten Bitte zu einem Gespräch mit dem Generalobersten ins große Hauptquartier bei Koblenz gekommen. In einem Interview mit Jules Sauerwein betonte Rudolf Steiner, dass sich ihre Unterhaltung auf rein menschliche Angelegenheiten bezogen habe. Nach dem Krieg wurde der Verlust der Marneschlacht von deutschvölkischer Seite u. a. der Beeinflussung Moltkes durch Rudolf Steiner zugeschrieben und dabei vor allem auf dieses Treffen Bezug genommen.
In der veränderten Situation nach Moltkes Absetzung konnte nun auch über politische und militärische Fragen gesprochen werden. Vor allem aber sah Rudolf Steiner die Notwendigkeit, die innere Sicherheit Moltkes, die er weitgehend verloren hatte, zu stärken, in ihm das Bewusstsein von dem engen Zusammenhang seines persönlichen Schicksals mit dem Schicksal Mitteleuropas zu wecken und seinen Blick auf die geistige Aufgabe des Deutschtums zu lenken, der er letztlich auf militärischer Ebene zu dienen hatte. Helmuth von Moltke wurde nicht Mitglied der Anthroposophischen Gesellschaft, nahm aber jetzt häufig als stiller Zuhörer an Rudolf Steiners Mitgliedervorträgen in Berlin teil.
... Rudolf Steiner sprach am 20. Juni von der bedeutenden Tatsache, dass Moltke aus einer ganz anderen Welt kommend eine Brücke zur Geisteswissenschaft gefunden habe, und hob hervor, dass 'unsere geisteswissenschaftliche Strömung von dieser Seele ebenso viel empfangen hat, als wir ihr geben konnten'. (GA 169, 20.6.1916) Das alles geschah unbemerkt von der Öffentlichkeit" (Hervorhebung, Vortext, Anmerkung Helge Mücke, Hannover).
Quelle: biographien.kulturimpuls.org/detail.php?&id=1159 Bildquelle, wie auf dem Bild angegeben: deutsche-schutzgebiete.de
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