Mit dem ansprechenden Titel „TausendSchön“ zeigt eine Ausstellung die neuen Schätze des Niedersächsischen Landesmuseums in Hannover.
Sammeln – Forschen – Bilden: das sind die drei Aufgaben großer Museen.
Die Bedingungen des Sammelns haben sich aus finanziellen Gründen verändert – so hat das Niedersächsische Landesmuseum seit vielen Jahren keinen eigenen Ankaufsetat mehr.
Dennoch konnten seit 1992 rund 200 Schätze hinzu“gewonnen“ werden: auch durch Ankauf (mit Hilfe von Sponsorengeldern), durch Schenkung, Nachlass, Grabungsergebnisse oder als langfristige Leihgaben.
Zwei Linien verfolgt die Ausstellung:
(1) In einem Sonderraum werden dreizehn Schätze aus allen Abteilungen präsentiert – für jeden Zuschauer ein Augenfest, ein Einstieg, ein Anlass zum Staunen.
(2) Viele weitere Kostbarkeiten sind im gesamten Museum verteilt. Die Neuerwerbungen wurden durch Farbmarkierungen und besondere Texte gekennzeichnet.
So wird man auf geschickte Weise durch das ganze Museum geführt und lernt alle Abteilungen kennen bzw. wieder neu entdecken.
Zu dem zweiten Teil gibt es ein besonderes Faltblatt „TausendSchön - Der Rundgang“.
Ein paar Beispiele, die mich besonders beeindruckt haben:
Völkerkunde:
Colon-Figur - Darstellung eines Beamten von den Lobi, Burkina Faso, Elfenbeinküste
Verschiedene afrikanische Völker haben Abbilder (manchmal leicht karikaturenhaft?) der Kolonialherren in ihre Rituale aufgenommen.
Naturkunde:
Schopftintling - Modell in Origami-Technik
Hier begegnen sich Natur und Kultur - die Pilze wurden in der japanischen Papierfaltkunst Origami dargestellt!
Aus dem Sonderraum ist die Käfersammlung Klaus Staven hervorzuheben - ein Beispiel für eine alte Tradition der Landes- und verwandter Museen: die Zusammenarbeit mit „Laienforschern“.
Urgeschichte: Am meisten beeindruckt hat mich auch hier ein Beispiel, das im Sonderraum hervorgehoben ist: Kopf des Bernstein-Elchs von Weitsche (ca. 11.000 bis 12.000 v. Chr.). Dies ist auch ein Beispiel für Rekonstruktionsgeschichte. Zunächst hat man die Figur für einen Pferdekopf gehalten – erst als weitere Teile gefunden wurden, konnte man die lange Schnauze des Elchs erkennen!
Landesgalerie:
Vilhelm Hammershøi: Interieur in der Strandgade (1901) Die dänische Malerei hat sich zu einem Schwerpunkt in Hannover entwickelt.
Ein
anderer Schwerpunkt ist Worpswede, insbesondere Paula Modersohn-Becker.
Von ihr bekam das Museum als Leihgabe „Mädchenakt mit schwarzem Hut“
(1907). (S. Bild oben)
Hinzuweisen ist außerdem auf die „Sonderausstellung in der Sonderausstellung“:
Meisterwerke auf Papier - Neue Zeichnungen und Druckgrafiken des 17. - 20. Jahrhunderts im Kupferstichkabinett
Diese
Ausstellung ist aus konservatorischen Gründen bis zum 27. November 2005
begrenzt. Sie ist ein ausführliches Extra-Studium wert!
Ach ja, die magische Zahl 13 muss noch erklärt werden. 13 Objekte
aus 13 Jahren Amtszeit der Direktorin Dr. Heide Grape-Albers, die
gerade auch ihren 60. Geburtstag gefeiert hat.
Also ist diese
Ausstellung auch ein Geschenk an sich selber! Kann es ein schöneres
Geschenk geben, an dem viele andere Menschen teilnehmen dürfen?
Sehr empfehlenswert zur Neu- oder Wiederentdeckung eines großen Museums!
Ausstellung bis 22. Januar 2006 in Hannover, Willy-Brandt-Allee 5; täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, an den Donnerstagen bis 19 Uhr; Eintritt 4 Euro
Link zur Website des Landesmuseums: http://www.nlmh.de/d/data/index.php
Bildquelle: Pressefotos des Niedersächsischen Landesmuseums (keine freie Verfügbarkeit)
Tags: Landesmuseum Hannover Neuerwerbungen Landesmuseum Hannover
und im speziellen diese ausstellung mit ihrem ungewoehnlichen titel weckt die neugierde - hatte mich schon gewundert, was wohl dahinter stecken mag..?!
nochmals d.o.
Kommentiert von: ipuenktchen | 10. November 05 um 05:11 Uhr
dieser artikel kann einen wirklich anregen, sich mal wieder ins landesmuseum aufzumachen! auch fuer mich waere das endlich wieder einmal faellig!!!
es ist ja wirklich ein weiiiiiiites spektrum, was dort gezeigt wird!!
habe ich vorgemerkt.
lg ingrid h
Kommentiert von: ingrid h | 10. November 05 um 05:09 Uhr