Im September beginnen wieder die Lesungen in der Literaturetage Hannover - die ich wiederum nachdrücklich empfehlen möchte. Ich zitiere oder referiere aus der Pressemitteilung:
"Was
wurde aus den „Jungen Wilden“, die Philippe Djians Kultroman
Betty Blue und viele andere seiner Bücher bevölkerten, was
aus den Beteiligten des Woodstock-Festivals? Wieviel Realbezug hat so
ein „Gewinner der neuen Zeit“, der eine US-Firma für drahtlose
Netzwerke vertritt und glaubt, sein guter Lauf sei niemals zu
stoppen? Wie klingen die Gesänge und Oden Hölderlins in unseren
Ohren, und wie reimt und rappt ein heutiger Pionier der
Performance-Poesie? Wie fühlt es sich an, auf den Tod zu warten, und
was ist das Besondere (womöglich Irrtümliche) an der Liebe in der
heutigen Zeit? Anfang September starten wir in die neue Saison und
geben Ihnen die Möglichkeit, in den Lesungen mit Philippe Djian,
Frank Schäfer, Terézia Mora, Bas Böttcher, Gerhard Falkner, Urs
Widmer, Feridun Zaimoglu, Jochen Schimmang u.v.a. Antworten auf obige
brisante Fragen zu finden."
"Den Auftakt macht am Dienstag, 8. September, 19.30 Uhr, der französische Autor Philippe Djian, der bei uns die frische deutsche Übersetzung seiner literarischen Soap Doggy Bag 1-3 vorstellt. Weltbekannt wurde Djian mit seinem erfolgreich verfilmten Kultbuch Betty Blue (1986). Inspiriert von der amerikanischen Literatur Henry Millers, Kerouacs und Salingers, zeichnen sich seine Romane seither allesamt durch ihre lebensnahe Sprache und den starken emotionalen Sog aus, den sie entwickeln. Es ist die Poesie des Trivialen ... " Michael Stoeber moderiert, Moritz Dürr liest aus der Übersetzung.
"Die
nächste Auftaktveranstaltung folgt auf dem Fuß: Am Donnerstag,
10. September, 19.00 Uhr,
präsentieren die Göttinger Schauspielerin Julia
Hansen und der aus TV-Filmen
bekannte Akteur Heikko Deutschmann
unter dem Titel Der Mond ist
aufgegangen eine Collage aus
Gedichten und Geschichten zum Thema „Nacht“: Von Goethes Erlkönig
bis Morgensterns Mondschaf,
von Matthias Claudius´ Abendlied
bis hin zu Gryphius´ Morgen-Sonett
beleuchten sie – musikalisch begleitet von Stephan Meier –
allerlei nächtliche Szenerien und eröffnen damit das von der
VGH-Stiftung
veranstaltete Literaturfest
Niedersachsen." Achtung: nicht im Künstlerhaus, sondern im Raum der VGH Schiffgraben 4!
Es ist keine Premiere mehr, aber freuen wir uns, dass die stadtbekannte Fitzoblongshow als Fitzoblong-Galaxie in Zukunft regelmäßig bei in der Literaturetage Station macht: Dieses Mal, am Donnerstag, 17. September, 19.30 Uhr, präsentiert sie als Stargast den „Jägermeisterstadtindianer“ und Rock´n´Roll-Romanautoren Frank Schäfer. Gibt es doch in diesem Jahr neben Grundgesetz und Mauerfall noch ein weiteres Jubiläum zu feiern: das letzte große Fest der Gegenkultur, das legendäre Woodstock vom August `69, wo beinahe 500.000 Besucher mit Jimi Hendrix, Janis Joplin und The Who "3 days of peace and music“ erlebten.
Schäfer, der als Rolling Stone-Journalist und Autor von (gerne musikhaltigen) Romanen, Erzählungen und Sachbüchern im nahen Braunschweig lebt, hat nun mit Woodstock `69 das Buch zur Legende veröffentlicht und liest daraus, flankiert von Dias, Tapes, Live-Songs und natürlich den bekannt charmanten New Hippies on The Block, Dietrich zur Nedden und Michael Quasthoff.
Außerdem können sich alle Literaturfreunde auf ein Wiedersehen mit der LiteraTour
Nord-Preisträgerin 2005, Terézia Mora, freuen, am Donnerstag, 24.
September, 19.30 Uhr! 1990 zog sie aus Ungarn nach Berlin und
sorgte mit ihrem Debüt Seltsame Materie für Furore. Für den
folgenden, von der Kritik geradezu hymnisch gefeierten Roman Alle
Tage erhielt sie auch den Preis der Leipziger Buchmesse. Nun
stellt Mora ihr neuestes Buch Der einzige Mann auf dem
Kontinent bei uns vor – erneut ein hochaktueller, überaus
wacher und sensibler Roman. Ulrike Sárkány moderiert die Lesung
in der Reihe NDR kultur – Autoren lesen.
Zwei Tage später – und aus Rücksicht auf die neue Besetzung des Schauspielhauses, die ihre Spielzeit erst am 1. Oktober eröffnet, ausnahmsweise auch etwas später im Monat – feiern Künstlerhaus und Schauspielhaus dann das traditionelle große Hoffest! Ab 15 Uhr ... Zur Abendstunde, um 19.30 Uhr, stellt NDR-Literaturexpertin Margarete von Schwarzkopf im Gespräch mit Literaturbüroleiterin Kathrin Dittmer ihre literarischen Empfehlungen für den Bücherherbst 2009 vor. Der Eintritt zum Hoffest ist wie immer frei!
Auch in der Literatur gilt: Nach dem Fest ist vor dem Fest! Nachdem im September letzten Jahres erstmals der Hölty-Preis für Lyrik vergeben und in diesem Rahmen auch das erste Lyrikfest im Künstlerhaus gefeiert wurde, möchten wir die Tradition eines solchen Poesie-Ereignisses alljährlich im Herbst fortsetzen. Am Donnerstag, den 08. Oktober, 19.00 bis ca. 22.00 Uhr findet die diesjährige Lyrik im Künstlerhaus unter dem Titel Gegenstrophen statt, denn wir haben renommierte und neue, sehr eigenständige, unterschiedliche Stimmen der aktuellen deutschsprachigen Gegenwartslyrik eingeladen und stellen sie in kurzen Lesungen bzw. Kurzporträts vor.
Und
weil Lyrik dem hörbaren, musikalischen Klang und dessen
Beschwörungen so nah ist, wird unser polyphones Programm aus Lesung
und Performanz durch ein Musikalisches
Intermezzo
des hannoverschen
Komponisten und Musikers Stephan
Meier,
der eigene Werke aufführt, abgerundet.
Szenenwechsel: Im Mai 2032, einen Tag nach seinem 94. Geburtstag, sitzt ein Mann in einem üppig blühenden Garten, neben sich einen Rekorder, und spricht seiner Enkelin die Geschichte mit Herrn Adamson auf Band. Und wartet – auf ebendiesen Herrn Adamson, den er seit einer seltsamen Begegnung, als er acht war, nicht mehr gesehen hat... Urs Widmer, „einer der verblüffendsten und erfolgreichsten Schweizer Schriftsteller der Generation nach Frisch und Dürrenmatt“ (FAZ), schreibt wie immer leichtfüßig und konzentriert, spielerisch und zugleich mit großem Ernst – und bannt so mit seiner literarischen Vitalität, was der Skandal eines jeden Lebens ist: der Tod. In seinem neuen Werk Herr Adamson geht es um Abschied, Ängste und die große Obsession, der die Menschheit auch mit Riten und uralten Mythen nicht Herr wird: Herr Adamson erzählt ein Leben zum Tod hin – und dies in einer herzerwärmenden Heiterkeit. „Urs Widmer zu lesen ist das vergnüglichste Fitnessprogramm gegen die Erschlaffung unserer Utopielust“, meint Der Tagesspiegel – und schon in diesem Sinne empfehlen wir die Lesung mit dem in Zürich lebenden, vielfach ausgezeichneten Autor am Dienstag, 13. Oktober, 19.30 Uhr, in der Reihe NDR kultur – Autoren lesen, moderiert von Gabriela von Sallwitz.
Unsere im Frühjahr gestartete Reihe Resonanzen – eine Kooperation mit der HAZ, die sich gesellschaftlich relevante Positionen in der Gegenwartsliteratur vornimmt – setzen wir im Oktober mit einem nur scheinbar ganz privaten Thema fort, das tatsächlich jedoch stark von historischen und gesellschaftlichen Strömungen geprägt ist: die Liebe. Es gibt in der deutschen Gegenwartsliteratur derzeit wohl keinen Autor, der so gut für die romantische Liebe streiten kann wie Feridun Zaimoglu. In seinem mit Kritikerlob überhäuften Roman von 2008, Liebesbrand, und auch im neuen Roman Hinterland verfolgt er beharrlich die Frage nach den Erscheinungsformen der Liebe in unserer Zeit. Dabei spart er nicht an Ironie und Komik – aber im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen auch nicht an Mut zum Pathos: „Zaimoglu ist ein literarischer Erotiker, wie er unserer gefühlsarmen Gegenwartsliteratur nur gut tun kann“, findet (nicht nur) die NZZ.
Über die Besonderheiten, Konzepte und Irrwege der "Liebe heute" diskutiert der mit vielen Preisen ausgezeichnete Kieler Autor nun am Mittwoch, 21. Oktober, 19.30 Uhr, mit Sven Hillenkamp, der in seinem jüngst erschienenen Sachbuch Das Ende der Liebe eine ganz andere Position einnimmt: In der heutigen Zeit, in der die Menschen eine unendliche Auswahl an Partnern, Wohnorten, Berufen haben und sich permanent weitersehnen müssen, weil sie meinen, dass sie immer noch etwas Besseres erreichen könnten, kippe die unendliche Freiheit um in die Unmöglichkeit der Liebe, meint Hillenkamp – und am Ende stehe die Rückkehr zur Vernunftehe.
Dieses (aus privaten wie soziologischen Gründen) mit Sicherheit spannende Gespräch unter dem Titel Verortungen der Liebe moderiert Jutta Rinas von der HAZ.
Und zu guter Letzt startet im Herbst auch eine neue Runde der LiteraTour Nord, wie immer moderiert von Prof. Martin Rector! Den Anfang macht am Donnerstag, 29. Oktober, 19.30 Uhr, der Oldenburger Autor Jochen Schimmang. In seinem aktuellen Roman Das Beste, was wir hatten erzählt er die Geschichte von Gregor Korff und Leo Münks, von ihren Westberliner Studentenzeiten in linken Kreisen in den 70ern und ihren späteren Tätigkeiten als Ministerberater in Bonn und als Verfassungsschützer in Köln. Obwohl sie die politischen Ereignisse vorausahnen, werden sie 1989 regelrecht von ihnen überwältigt: Gregor wird eine alte Liebe, die als Stasi-Mitarbeiterin enttarnt wird, zum Verhängnis. Und Leo versucht vergeblich, seinen alten Freund Carl zu decken, der einen Anschlag auf das Germania-Denkmal plant. Spätestens, als sie in einer spektakulären Aktion Carl aus dem Gefängnis befreien, wird klar: Die Berliner Republik wird nicht mehr ihre sein... Jochen Schimmang gilt als seismographischer Chronist der Lebensbefindlichkeiten und Strömungen in der Bundesrepublik. Als Archivar der verschwindenden Dinge erzählt er auch in diesem klugen und spannenden Roman vom Beginn der Träume und dem Altern der Hoffnungen – und vom Glück des Identitätswechsels.
Text, wie gesagt, nach den Pressetexten der Literaturetage; Bild: Logo der Literaturetage, s. auch hier.
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