Literaturfest Niedersachsen 2009 -
Thema "Die Nacht"
Wieder hat das Literaturfest Niedersachsen der VGH-Stiftung begonnen: Es dauert vom 10. bis 26. September 2009 und findet in den verschiedensten Orten in ganz Niedersachsen statt, manchmal auch an ungewöhnlichen Plätzen: in einem Taxi, in einem Schlaflabor.
Die Auftaktveranstaltung aber hat traditionsgemäß und zauberhaft festlich am Donnerstag den 10. September in Hannover stattgefunden - in den neuen Veranstaltungsräumen der VGH Schiffgraben 4, Ecke Warmbüchenkamp
"Die Nacht" heißt in diesem Jahr das alle verbindende Thema - wahrlich ein ergiebiges Motiv mit allen Schattierungen für die Literatur.
"Die Nacht inspiriert, verzaubert, beruhigt, betört, verschreckt - sie hat einen ganz eigenen Takt und übt auf uns Menschen eine seltsame Magie aus", sagt Friedrich von Lenthe, der Vorstandsvorsitzende der Stiftung. Und Kulturminister Lutz Stratmann erinnert an Honoré de Balzac: "Jede Nacht muss ihre besondere Speisenfolge haben", meinte der Genießer. "Wenn wir Literatur als Nahrung des Geistes betrachten, wird das Programm des Literaturfests Niedersachsen diesem Anspruch vollkommen gerecht", fährt der Minister fort. Und Susanne Reuter - die verdienstvolle und unermüdlich tätige Künstlerische Leiterin der VGH-Stiftung - schildert zur Einleitung: "Die Magie der Dunkelheit, 'die andere Seite des Tages' mit ihren geheimnisvollen Klängen sind schon seit Jahrhunderten eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration für Künstler, Wissenschaftler und Schriftsteller - denn die Nacht, sie ist facettenreich, unheimlich, romantisch, träumerisch, erotisch. Ihre vielfältigen Gesichter können Sie auf dem Literaturfest ... erleben."
Nach diesen Einleitungen gab es eine spannende Mischung aus Lyrik und Musik. Letztere war ungewöhnlich: Stephan Meier am Schlagzeug und John Eckhardt am Kontrabass lockten ihren Instrumenten oft seltsame Töne hervor, sie spielten die neue Suite "Nacht" in zehn Sätzen, immer zwischen den Gedichten. Heikko Deutschmann und Julia Hansen lasen mit beeindruckend feiner Sprachkultur die Gedichte.
Von Salis-Seewis' "Abendbildern" über Heinrich Böll (mit dem einzigen Prosabeispiel) und Mario Benedetti bis zurück zu Andreas Gryphius' "Morgen-Sonnet" spannte sich der Bogen. Wie schön das allzu bekannte Lied "Der Mond ist aufgegangen" gut gesprochen klingen kann! Die Auswahl hatte der Literaturwissenschaftler Heinz Ludwig Arnold getroffen (der leider nicht anwesend sein konnte).
Ein Blick auf die weiteren Veranstaltungen, einige Beispiele:
Das Schattentheater Vagantei Erhardt gastiert mit Dornröschen (für Kinder 17 Uhr) und Dr. Faustus am 15. September in Lingen im Professorenhaus.
Thomas Glavinic liest in Nienburg aus "Die Arbeit der Nacht" mit einem irrwitzigen Szenario - da wacht jemand auf und stellt fest, dass er der letzte Mensch auf Erden ist ... am 16. 9. ab 19.30 Uhr.
Ralf Bönt wird den Besuchern der Stadtbibliothek Springe Die Entdeckung des Lichts nahebringen, mit Auszügen aus seiner faszinierenden Forschungsgeschichte; Ulrike Sárkány hat die Moderation übernommen (18.9.).
Die Nacht der Träume ist das Thema in der an sich schon interessanten Kunststätte Bossard bei Jesteburg (sie kann eine Stunde vorher besichtigt werden) - Petra Gehring, Philosophin, spricht über die verschiedenen Traumtheorien, Urs Widmer, Schriftsteller, liest aus seinem "Buch der Albträume"(19.9.).
Die Kunst des Schlafens wird im Schlaflabor des Krankenhauses in Alfeld erkundet - die Schriftstellerin Kathrin Röggla, der Internist Prof. Josef A. Wirth und der Bildkünstler Micha Kloth helfen dabei (23.9.).
Und am 24. September - da ist Hannover wieder an der Reihe - wird eine Nacht-Taxi-Fahrt mit Currywurst und Bier geboten, Start um 21 Uhr bei Plümecke in der Voßstr. 39. Motiv für diese Idee ist "natürlich" Karen Duve mit ihrem Bestsellerroman "Taxi". Daraus lesen Studenten der Schauspielsparte der Musikhochschule, den Schluss gibt es erst in der Kneipe Plümecke nach der Fahrt.
Der Abschlussabend schließlich findet am 26. September in Osnabrück im (naturwissenschaftlichen) Museum am Schölerberg statt (vorher das Planetarium besichtigen!) - wieder eine Mischung aus Musik und Texten, Motto "An den Mond". Martina Gedeck liest, Gerhard Ahrens hat die Texte ausgewählt, Musik vom Kairos Quartett.
Ein erfreutes Dankeschön geht an die künstlerische Leiterin Susanne Reuter und die "Öffentlichkeitsarbeiterin" Martina Fragge - sowie natürlich an alle beteiligten Menschen und Institutionen, vornehmlich die VGH-Stiftung und NDR Kultur!
Weitere Informationen: http://www.literaturfest-niedersachsen.de/lf/
© Text Dr. Helge Mücke, Hannover; Bilder VGH-Stiftung
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