Ausstellung im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover: That's me! Das Portrait von der Antike bis zur Gegenwart
seit 13. November 2009 noch bis 28. Februar 2010
Da kann man sich wirklich ertappt fühlen, in dieser Ausstellung. Warum lässt man von sich ein Porträt machen? Aus Eitelkeit, aus Selbstgefälligkeit, vielleicht auch um einem anderen Menschen zu gefallen? Da gibt es ziemlich zu Beginn der Ausstellung eine interaktive Fotostation, man kann sich selbst porträtieren und damit Teil der Ausstellung (oder des Kataloges) werden - dort stauen sich die Menschentrauben! So wird das moderne Element des traditionellen Hauses zum Punkt der besonderen Anziehungskraft. Gelungen!
Was ist ein Porträt? Wie unterscheiden sich Porträts? Seit wann gibt es Porträts?
Diesen
und anderen spannenden Fragen stellt sich die Ausstellung, in deren
Mittelpunkt die Porträtsammlung der Landesgalerie mit rund 150
Exponaten von der Renaissance bis zur Moderne steht.
Die Ausstellung gibt eine Einführung in die Beschäftigung mit dem
Porträt und einen Überblick über dessen Geschichte. Der Blick auf die
antiken Traditionen und das mittelalterliche Erbe wird gewagt, um die
Entstehung des europäischen Porträts der Neuzeit verständlich zu
machen.
Vorbei an Meisterwerken von Cranach, Dürer, Rembrandt oder van Dyck, Rodin, Corinth oder Modersohn-Becker mündet die Geschichte des Porträts in den modernen Medien Foto, Film und Internet. Aus der Allgegenwart des Porträts ragen aktuell insbesondere die vielfältigen Möglichkeiten der Selbstinszenierung heraus. Deshalb erlaubt eine interaktive Station jedem Besucher, sich selbst zu porträtieren und – neben Kaisern und Prinzessinnen, Fischern und Bäuerinnen, Politikern und Schauspielerinnen – Teil der Ausstellung zu werden.
Am Anfang des Rundgangs werden Beispiele der verschiedenen Bildgattungen gezeigt: Landschaft - Stillleben - Genre - Historie - Porträt. Und dann noch die Porträttypen, mit denen zu rechnen ist: Brustbild, Ganzfigurenbild, Einzelporträt, Gruppenporträt.
Im Lauf der Zeiten waren die Techniken unterschiedlich: In der Antike im Schwerpunkt Skulptur und Plastik; in der Renaissance Zeichnung und Druckgrafik - Cranachs Lutherporträts und Dürers Kupferstiche waren im 16. Jahrhundert geradezu Porträt-Ikonen. Hier wird ein interessanter Aspekt deutlich, der für mich völlig neu war: Es gibt (lateinisch) erläuternde Zusätze auf den Bildern, etwa des Sinnes: ich habe mich bemüht, aber das wirkliche Wesen der Person kann ich nicht darstellen. Das Barock vertreten Ölgemälde von Rembrandt und van Dyck. Den Weg in die Moderne weisen Porträts von Rodin, Modersohn-Becker und Weisgerber (Beispiel oben).
Eine interessante Zusammenstellung und Aufbereitung mit eigenen Mitteln - empfehlenswert, die Ausstellung noch zu besuchen!
Während der Dauer der Ausstellung findet jeden Sonntag um 11:30 Uhr eine Führung statt. Die Teilnahme kostet € 2,50 zzgl. Museumseintritt.
Darüber
hinaus führen jeden Sonntag um 15:30 Uhr Schülerinnen und Schüler der
Wilhelm-Raabe-Schule durch die Ausstellung und bieten damit einen
"Jungen Blick auf alte Kunst". Die Kosten hierfür betragen ebenfalls €
2,50 zzgl. Museumseintritt.
Jeweils Freitags, am 20.11., 04.12. und 18.12., um 16 Uhr werden unter dem Titel "Fokussiert" drei Kurzführungen angeboten. Nähere Informationen hierzu finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.
(C) Text Helge Mücke, Hannover, unter Verwendung der Pressetexte des Museums; die Schreibweise Portrait, mit ai, für die ich keinen Grund sehe, habe ich nicht übernommen - nur im Ausstellungstitel "musste" ich sie belassen; Bild: Albert Weisgerber (1878 bis 1915)_ Selbstbildnis_ (Ausschnitt)_1908_Öl auf Leinwand_104x67cm (Pressebild des Museums, nicht frei verfügbar).
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