„Ich liebe meine Arbeit, meinen
Beruf, mein Metier. Aber noch mehr liebe ich das Kennenlernen neuer
Menschen, neuer Köpfe, neuer Ideen und die Möglichkeit, mit einer
Verknüpfung etwas Neues zu schaffen.“ Das in etwa hat Mousse T. gesagt - Hannoveraner, der in der ganzen Welt verbreitet, dass er in Hannover lebt! Erwin Schütterle zitiert es in seiner Laudatio.
Unbefangene LeserInnen verstehen vielleicht jetzt (noch) gar nichts? Ich rede vom neu gekürten Stadtkulturpreisträger Mousse T., Sohn eines türkischen Arztes, seit vierzig Jahren in Hannover! Ich rede von der Mitgliederversammlung (MV) des Freundeskreises Hannover (am Montag, 22. März).
Das Bild zeigt den Preisträger 2010 Mousse T. mit Blumenstrauß, Roger Cericius, den 1. Vorsitzenden mit Urkunde rechts, und Erwin Schütterle, den Geschäftsführer und Laudator. Foto: Jo Titze
Von einem Verein, bei dem so viele zur Mitgliederversammlung kommen, habe ich bisher auch noch nichts gehört - es muss wohl daran liegen, dass immer zwei Höhepunkte geboten werden: ein kulturelles Bonbon und die Verleihung des Stadtkulturpreises.
Und den bekam eben diesmal "der international erfolgreiche
Musiker, Musikproduzent, Remixer, Labelbetreiber, Songwriter, 'Mischpultzauberer', 'Trendscouter' Mousse T." gleich Mustafa Gündogdu (wie er bei seiner Geburt 1966 noch hieß). "Mit seinem unprätentiösen
Auftritt und seiner ungekünstelten Verbundenheit mit und zu Menschen
ist er möglicherweise der typische Hannoveraner oder ein Wegbereiter
des 'Neuen Hannover' ... - so sieht es der Lobredner Erwin Schütterle. "Er jettet rasant durchs Leben und um die Welt - aber er hängt an
seiner Heimatstadt Hannover, die er in jedem Interview liebevoll ins
Spiel bringt und allen internationalen Superstars überzeugend
vorstellt: 'Hannover ist Klasse', 'Hannover ist Familie', 'Die Leute sind hier super geerdet.'“
Mousse T. gehöre
"zu den Pionieren ..., 'die
House in Deutschland salonfähig und in die Charts gebracht haben'", sagt Schütterle und erklärt für jeden Ü40, was "House" ist, denn mit Hausmusik hat es wenig zu tun, vielmehr sei es "populäre elektronische
Tanzmusik, die in den 1980er Jahren in den USA von Disc-Jockeys
entwickelt wurde. Drumcomputerklänge, knackige Bässe, etwas
Instrumente und/oder Gesang werden in eine extreme formale
musikalische Struktur gepresst. Durch diese strenge Formalisierung
besteht die Möglichkeit, Musik endlos aneinanderzureihen oder sogar
übereinanderzulegen. Eine gewisse Monotonie gepaart mit einer, sagen
wir mal mehr oder minder körperlich spürbaren Lautstärke ..." Beifall!
Inzwischen aber ist er darüber hinaus - drei Beispiele seiner Aktivitäten aus der letzten Zeit, laut Schütterle:
"2008 verkuppelt er in Frankfurt vor 2000 begeisterten meist jungen Menschen Beethovens Fünfte mit „Sexbomb“. Fazit der HAZ: „So kann man leicht Beethoven für sich entdecken. Oder auch Mousse T.“ Im selben Jahr ist die ultimative Chart-Empfehlung sein Album „Re-orchestrated“, das er mit dem Deutschen Filmorchester Babelsberg einspielte. Und 2009 produziert er mit dem "Leibziger" Pop-Septett „Die Prinzen“ das erfolgreiche Album „Die neuen Männer“ und mit Suzie die Single „All night long“. 2010 muss er nur ein paar Schritte gehen um bei den CeBIT-Sounds mitzuwirken und darüber zu referieren, welche musikalischen und auch finanziellen Möglichkeiten das Internet bietet."
Natürlich umfasste die Mitgliederversammlung auch mehr oder weniger langweilige Formalien, wie es sich gehört. Darüber ist an dieser Stelle nicht zu berichten. Zwischen den Reden, um die Formalien herum aber gab es kulturelle Höhepunkte: Der Star-Pianist Haiou Zhang spielte Chopin (Scherzo Nr.1 h-moll op. 20; Nocturne c-moll op. 48-1). Der 25 Jahre junge Haiou Zhang ist auch so ein Weltmusiker, der sich klar zu Hannover bekennt. "Ich fühle mich Hannover sehr verbunden. Hannover hat viele schöne Ecken, ist für mich zu einer zweiten Heimat geworden, ich habe viele Freunde hier gefunden", so zitiert ihn Stephanie Ristig-Bresser in einem Artikel über die "besten Pianisten". - Ich gebe hier mein unscharfes Foto - nie hätte ich während des Spiels geblitzt - wieder, weil das für mich persönlich das größte Erlebnis an jenem Abend war: die unglaublich konzentrierte Mimik des Künstlers zu beobachten (ich hatte dafür einen optimalen Platz). Das zweite Bild, wiederum von Jo Titze, bringt die beiden so verschiedenen Musiker zusammen.
Und dann gab es noch einen Film zu sehen - Lena Meyer-Landrut bei Oberbürgermeister Weil - von einem Format, das man sich merken sollte: hannoverlights.de Unbedingt anschauen! Filme für Hannover-Fans und solche, die es werden wollen. Oder sollten. Das sind in etwa dieselben Menschen, die beim Freundeskreis Hannover Mitglied werden wollen-sollten. Nur zu!
Es war ein schöner Abend, und ich freue mich schon auf die nächste Mitgliederversammlung und auf den nächsten Stadtkulturpreisträger.
(C) Text Dr. Helge Mücke, Hannover; Zitate und Bildquellen wie angegeben. Dank an Erwin Schütterle für Unterstützung.
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