Matthias Politycki: Preis der LiteraTour Nord 2009-2010, Fest der Preisverleihung
Am 15. April (2010) wurde der Preis der LiteraTour Nord an Matthias Politycki für seine "Jenseitsnovelle" verliehen. (In einem kurzen Vorbericht hatte ich bereits darauf hingewiesen.) Der Sponsor, die VGH, hat dem wieder einen würdigen festlichen Rahmen verliehen. Mit Vorreden, Laudatio, Musik, Lesung des Preisträgers aus einem frischen Manuskript und Imbiss.
Eine launige Jazzmusik spielten Hervé Jeanne & Friends, nämlich Stephan Abel, Saxophon, Martin Flindt, Gitarre, und Hervé Jeanne, Kontrabass. (Als ich das Foto machte, hatten sie noch nicht angefangen.)
In seiner Begrüßungsrede vermittelte Friedrich von Lenthe, der Vorstandsvorsitzende der VGH-Stiftung, auch ihn habe die Novelle tief berührt. "Die 'Jenseitsnovelle' führt uns vor Augen, wie wankelmütig das Glück ist, wie schnell sich ein Paar voneinander entfernen kann und vor allem, dass Liebe Pflege braucht."
Ein weiteres Grußwort sprach Prof. Martin Rector als Sprecher der Jury der LiteraTour Nord und prägte dabei das Wort von einer "nobel-geräuschlosen Großzügigkeit", um die Unterstützung durch die VGH-Stiftung zu kennzeichnen.
"Ran an die Theke!" überschrieb Hajo Steinert, Leiter "Kulturelles Wort" des Deutschlandfunks, seine Laudatio und gab ihr gleich zwei Untertitel: "Eine Kneipentour durch die grandiose Prosa des Matthias Politycki" und "Ein Prosit aus Anlass des 'Preis der LiteraTour Nord 2010'". Es wurde ein Kneipenbummel mit Personen, die man wiedererkennen musste, wenn man die Werke Polityckis kennt.
Daraus kann man nicht zitieren, das muss man gehört haben, vielleicht wird man es auch mal lesen können. Dennoch zwei Beispiele des Rededuktus': "Dieses Gleiten und Fließen! Diese Übergänge zwischen phantastischem Realismus, Abenteuerroman, Geisterstunde, Rausch und Horrortrip. Arm in Arm mit Ernest Hemingway, Joseph Conrad und Francis Ford Coppola ziehen wir in 'Herr der Hörner' durch kinotauglich scharf ausgeleuchtete Visionen ... " Und zur "Jenseitsnovelle": "Ein durchtriebenes Kammerspiel auf doppeltem Boden, dichte Atmosphäre, und wie es sich für eine echte Novelle gehört, Rahmenhandlung, Falke, unerhörte Begebenheit, Wendepunkte, Prosa als 'Schwester des Dramas', alles dabei ... Matthias Polityckis 'Jenseitsnovelle' ist, verglichen mit dem strubbeligen 'Weiberroman' und dem erst recht wildwüchsigen 'Herr der Hörner', ein scharf gescheiteltes und doch kein frisiertes Buch ..."
Friedrich von Lenthe überreichte dann dem Autor die Preisurkunde - den Blumenstrauß bekam dessen Frau.
Matthias Politycki bedankte sich mit einer wirklich sehr humorvollen Geschichte aus dem vollen Schriftstellerleben, die er bisher nicht veröffentlicht hat.
Sie entstamme einem Strauß von notierten Texten von unterwegs mit dem Arbeitstitel "Meine schönsten Erfolge". In diesem Fall soll der Schriftsteller P. in Recklinghausen in einem Schwimmbad lesen - denn die Kulturverantwortlichen möchten innovativ sein, sie möchten "Lesungen an ungewöhnlichen Orten". Ganz so, wie gedacht, kommt es nicht. Die vorgesehene Lesung vom Sprungbrett aus, immerhin, kann abgewendet werden.
Viele Lacher im Publikum, großer Applaus am Schluss - ein Höhepunkt, wie er einem Abend zur Ehre eines Schriftstellers gebührt.
(C) Text und Fotos: Dr. Helge Mücke, Hannover; Zitate wie angegeben.
Kommentare