Marica Bodrožić, heute in der LiteraTour Nord in Hannover, Literaturhaus, 31. Januar 2013
Heute wird Marica Bodrožić im Rahmen der LiteraTour Nord in Hannover lesen (Künstlerhaus, Sophienstr. 2, ab 19.30 Uhr).
Vielleicht liest es ja noch ein Mensch rechtzeitig - ich möchte den Besuch sehr empfehlen, nachdem ich einen Teil des Buches vorausgelesen habe.
"Kirschholz und alte Gefühle" heißt ihr neuer Roman, den sie vorstellt. Er ist in einer wunderbaren, fast lyrischen Sprache geschrieben! (Tatsächlich schreibt sie auch Gedichte!)Aus den Pressetexten:
Marica Bodrožic, geb. 1973 in Svib/Dalmatien, heutiges Kroatien,
lebt seit 1983 in Deutschland. Seit mehreren Jahren lebt sie in Berlin. Hier schreibt sie
in ihrer „zweiten Muttersprache“ Deutsch ihre vielfach ausgezeichneten
Gedichte, Erzählungen und Romane. Davor gab es andere Leben: in Zürich,
Paris, in Frankfurt am Main, wo sie Ethnologie, Slawistik und
Psychoanalyse studierte, aber auch im Taunus, wo ihre Eltern als
Gastarbeiter arbeiteten – nicht zu vergessen die ersten neun Jahre bei
ihrem Großvater in Dalmatien, einer Welt, die immer wieder in ihrem Werk
auftaucht. Bodrožic schreibt über die Landschaften, Gerüche, Geräusche
und Gesichter ihrer Kindheit und Jugend, übers Unterwegssein und die
Zwiespältigkeit der Heimatliebe, über Erinnern und Vergessen, über
Liebe, Distanz und die Ankunft in einem neuen Leben.
In ihrem neuen Roman Kirschholz und alte Gefühle, nach Das Gedächtnis der Libellen
der zweite Teil einer Trilogie, sitzt die Erzählerin Arjeta nach dem
Umzug in ihrer neuen Berliner Wohnung am Kirschholztisch, den sie von
ihrer Großmutter geerbt hat – darauf ausgebreitet alte Fotos, die Arjeta
in die Vergangenheit tragen: Da sind das Istrien ihrer Kindheit und
Jugend, der Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien, die belagerte Stadt,
in der ihre Zwillingsbrüder umkamen, und ihre alles ändernde Flucht
Anfang der 90er Jahre. Aber da ist vor allem auch ihre Zeit in Paris, wo
sie in einer neuen Sprache ein neues Leben begann – zusammen mit dem
Maler Arik, in den sie sich wider Willen verliebt, mit ihrem weisen
Vertrauten, dem Vogelkundler Mischa Weisband, und ihrer engsten
Freundin, der Physikerin Nadeshda.
Eindrucksvoll erzählt Marica Bodrožic von Menschen, die Halt suchen in
einer Welt voller Risse. Und die sich ihrer lange verdrängten
Vergangenheit und den Zerrspiegeln ihrer Erinnerung stellen müssen –
wenn sie wirklich im Hier und Jetzt leben wollen. In präzisen
Beobachtungen und ihrer ganz eigenen, sehr sinnlichen und poetischen
Sprache lässt die Autorin dicht gewebte Assoziationswelten entstehen,
die den Leser in einem tranceartigen Zustand durch das Buch tragen:
„Zurück bleibt ein staunender Leser, der sicher noch einmal blättern
wird, weil man von der einen oder anderen Textstelle nicht genug
bekommen kann“ (BR).
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