Die "Kulturelle Landpartie" im Wendland in Niedersachsen lädt seit Himmelfahrt (14. Mai 2015), noch bis Pfingsten (25. Mai), zu Entdeckungen ein. "122 Orte mit 546 Ausstellungen, 681 Veranstaltungen und 826 Teilnehmern machen es garantiert nicht möglich, alles zu sehen", heißt es im Pressetext. "Da muss der Mensch schon wählen, das ist wie im richtigen Leben" ...
Eine gute Hilfe ist der "Reisebegleiter", ein 344 Seiten dickes Buch mit Verzeichnissen nach Orten, Terminen (alle Veranstaltungen der jeweiligen Orte) und beteiligten Personen. Und mit Radtourkarten, die zu den verschiedenen Wunderpunkten führen. In diesem Jahr gibt es eine besondere Neuheit: die Widerstandspartie am "Wunden Punkt" Gorleben - an einem Ausnahmetag, dem 22. Mai, Freitag vor Pfingsten. An diesem Tag wird an den Wunderpunkten nicht viel los sein, die meisten Menschen versammeln sich in Gorleben, wo viele Veranstaltungen stattfinden, die dem Widerstand gegen die Atommülllagerung gewidmet sind. Aus dem Pressetext (BI = Bürgerinitative): "Das gab es in ihrer nun 26jährigen Geschichte aber noch nie: die Kulturelle Landpartie zeigt mit der BI am Pfingstfreitag gemeinsam auf den wundesten aller Wunde.r.punkte, Gorleben ..... Die Landpartie versammelt sich an diesem Tag am Erkundungsbergwerk, und lädt alle ein, dort gemeinsam Gorleben abzufeiern. Herzlich, laut, lustvoll und respektlos lädt die lebendige Kultur des Wendlands und umzu ihre Gäste ein, sich das Flickwerk naiver MacherInnen des Wachstumswahns einmal aus der Nähe anzuschauen. Damit das keine moralinsaure Angelegenheit wird, nimmt sich die Landpartie das Recht Kunst und sauberes Handwerk in Reinkultur zu zeigen, auch wenn alle hier das Gewäsch um persilscheinweiße Landkarten gründlich satt haben. Schließlich ist das die Wurzel dieses Arms des Widerstands, der sich einst aufgemacht hat, sich und die Schönheit dieser Gegend, offensiv als das zu präsentieren, als was sie heute bekannt ist: eine von echten Menschen bewohnte, blühende Landschaft, kein Monokohlturfeld."
Ich blättere im "Reisebegleiter" und greife ein paar Beispiele heraus. In Damnatz ist in der Landschaft ein Skulpturengarten zu besichtigen, mit 30 großen Skulpturen verschiedener Bildhauer. In Gartow können bei viva mobiliar innovative Möbel aus heimischen Hölzern angeschaut und gekauft werden. In Groß-Wittfeitzen lädt wieder ein schwedisches Waffelcafé ein, mit vielen Fotos (Jörg A. Fischer) und Gedichten (Monika Fischer). (Das Ehepaar Fischer kommt aus Hannover und hat vor wenigen Jahren den Mut gefasst, ganz ins Wendland zu gehen.) In Klein Breese gibt es Kleidung aus Naturstoffen (indisch inspiriert) und Schmuck aus Naturmaterialien. In Küsten werden vorwiegend mit Didgeridoos Klangerlebnisse vermittelt. Und vom Wunderpunkt Lüchow ist mir das Projekt Schleiereule aufgefallen: Kleine Arbeiten werden verkauft, von Holzskulpturen, über Lichtobjekte mit überraschenden Effekten, skurrile Postkarten, Pfiffiges aus Ton, originelle Grafiken. Interessant sind bestimmt auch die Quickborner Wohnzimmerkonzerte und die Konzerte Neuer Musik in der Dorfkirche zu Satemin.
Ich hoffe, ich konnte Dich, konnte Sie ein wenig neugierig machen - auf ins Wendland! Mehr Informationen sind auf der Netzseite der Kulturellen Landpartie zu finden: http://www.kulturelle-landpartie.de/
Meine früheren Berichte (2013, 2014) könnten auch noch das Nachlesen lohnen: http://kultur.typepad.com/kultur/2013/05/kulturelle-landpartie-im-wendland-2013-noch-drei-tage-bis-pfingstmontag.html
Text: Dr. Helge Mücke, Hannover; das Foto (Jörg Fischer) wurde als Pressefoto zur Verfügung gestellt, ist also nicht frei verfügbar.
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