Landesmuseum Hannover gibt menschliche Überreste an Australien zurück - Rückführungszeremonie am 24. Okt. 2017
Zwischen 16 und 21 Jahre war sie alt: eine indigene Frau aus Queensland in Australien, deren erhaltene Reste bisher im Besitz des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover waren, aufbewahrt in einem Rindengefäß. Laut dem Inventarbuch des Landesmuseums war das Rindengefäß mit den "ancestral remains" im Jahre 1909 von einem deutschen Minenpächter in Queensland nahe Cape York mitgenommen und dem damaligen Provinzialmuseum übermittelt worden. Aufgrund aktueller wissenschaftlicher Untersuchungen und der Prüfung der Sammlungsdaten, konnte bei den folgenden Nachforschungen in Australien sogar die Gemeinschaft identifiziert werden, aus der die junge Frau stammte. Sie hatte der Lama-Familiengruppe angehört.
In Empfang genommen wurden die menschlichen Überreste in einer feierlichen Rückführungszeremonie von der Australischen Botschafterin in Deutschland I.E. Lynette Wood, Amanda Morley, der Beauftragten für das Repatriierungsprogramm der australischen Regierung und Prof. Dr. Jean-Christophe Verstraete, Vertreter der indigenen australischen Lama Familiengruppe.
Im Rahmen eines globalen Programmes unterstützt die australische Regierung die zahlreichen indigenen Gemeinschaften in ihrem Wunsch nach Rückführung ihrer Ahnen aus internationalen Sammlungen. "Der Wandel in Deutschland in der Haltung zur Repatriierung ist für uns eine gute Entwicklung. 2017 haben vier deutsche Institutionen sterbliche Überreste indigener Australier zurückgegeben, und mit weiteren Institutionen sind wir im Gespräch. Die Rückkehr der sterblichen Überreste ihrer Vorfahren ist für die Aborigines und die Bewohner der Inseln in der Torres-Straße von eminenter Bedeutung", sagte I.E. Ms Lynette Wood, Australische Botschafterin in Deutschland.
"Nach einer entsprechenden Anfrage der Australischen Botschaft, wurden auch die menschlichen Überreste im Landesmuseum Hannover anthropologisch untersucht und es konnten Alter, Geschlecht, sowie die Herkunft der verstorbenen Person ermittelt werden", so Dr. Alexis von Poser, Ethnologe am Landesmuseum Hannover. "Wir kommen mit der Rückführung der ancestral remains nicht nur den ethischen Grundsätze des internationalen Museumsbundes ICOM und der Empfehlung des Deutschen Museumsbundes DMB nach, sondern wollen gleichzeitig noch einmal deutlich machen, wie wichtig es ist sich immer wieder eingehend mit den eigenen Sammlungsbeständen zu beschäftigen", hob Frau Prof. Dr. Katja Lembke, Direktorin des Landesmuseums Hannover, hervor.
Text: Dr. Helge Mücke, Hannover, unter Verwendung der Pressemitteilung; Bild: (C) Landesmuseum Hannover.
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