Gelegentlich gebiert die Pandemie-Situation eine kulturelle Kostbarkeit - welch zauberhafter Film ist hier entstanden! Ein Zusammenklang von Musik (der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg), Text (Alexander Radulescu, der auch Regie geführt hat, in Anlehnung an Ibsen) und Bildern aus Hannover.
Du hättest sie alle haben können, sagt Solveig in Gedanken zu Peer -- Corinna Harfouch an den Nanas von Niki de Saint Phalle, © NDR/Micha Neugebauer.
Im Wechsel werden Bilder mit dem Monolog der Schauspielerin und Bilder aus dem Orchester während des Spiels einer der Suiten gezeigt -- nur am Schluss werden die beiden Bildebenen ineinander verschränkt: Peer Gynt ist heimgekehrt, Solveig hat auf ihn gewartet. Die Kamera lässt eine genaue Beobachtung der Gesichter zu, sie zeigt die Mimik der Schauspielerin, des Dirigenten Hossein Pishkar und einzelner Orchestermitglieder*innen bei ihrem Spiel; allein das ist schon ungewöhnlich. Der Text gibt die Gedanken der alt gewordenen Solveig im Rückblick auf ihre große Liebe wieder. Aber nicht immer stimmen Wortsprache und "Sprache" des Körpers (des Gesichtes, der Gestalt) überein; gelegentlich huscht ein leicht ironisches oder melancholisches Lächeln über "Solveigs" Gesicht. Was Corinna Harfouch hier bietet, ist große Schauspielkunst. Es ist mindestens ebenbürtig dem großartigen Spiel der Radiophilharmonie. Für Liebhaber*innen der Stadt Hannover, die oft als spröde gilt, ist es eine besondere Freude, dass die gespielten Szenen sich an bekannten und unbekannten Orten der Stadt ereignen. "Die Stadt als Star" titelt sogar die HAZ im Artikel von Stefan Arndt, durch den ich auf dieses kulturelle Ereignis aufmerksam wurde (22. April 2021).
Da warst Du ganz Du selbst, denkt Solveig im vorgestellten Gespräch mit Peer in der Halle des Bergkönigs -- Corinna Harfouch in den verwahrlosten Katakomben des Ihme-Zentrums, © NDR/Micha Neugebauer.
Rund eine Stunde dauert der Film - ich empfehle, sich dafür die Zeit zu nehmen: eine Stunde Hochgenuss für Augen und Ohren, ein Kleinod für alle Norwegen-, Musik-, Theater- und Hannover-Liebhaber*innen. Der Film gehört zu einer Reihe mit der schlichten Überschrift "Konzert Plus" und kann jederzeit kostenlos unter der Netz-Adresse der Radiophilharmonie abgerufen werden.
Der HAZ-Artikel kann nach Durchbrechen der Bezahlschranke hier nachgelesen werden. Einblick in die Entstehung des Konzertfilms bekommen Sie hier.
Peer Gynt ist heimgekehrt -- Corinna Harfouch am Maschsee, "an den Ufern der Weltmeere", © NDR/Micha Neugebauer
Text: Dr. Helge Mücke, Hannover. Dem NDR danke ich für die Überlassung der Fotos, die nicht frei verfügbar sind.
Letzte Kommentare