(Endlich geht es mal weiter in diesem Blog ...) Mit dem Kurt-Schwitters-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung für 2022 wird Phyllida Barlow ausgezeichnet. Der Preis wird im kommenden Jahr zum dreizehnten Mal vergeben und ist mit 30.000 Euro dotiert.
Aus der Pressemitteilung: "Die britische Künstlerin wurde 1944 in Newcastle upon Tyne geboren und lebt in London. Nach Abschluss ihres Studiums am Chelsea College of Art und an der Slade School of Fine Art in London hat sie als Dozentin an verschiedenen Kunstschulen und bis 2009 als Professorin an der Slade School of Fine Art unterrichtet. International bekannt wurde Phyllida Barlow mit raumgreifenden, oftmals provisorisch wirkenden skulpturalen Werken, die sie u. a. im Britischen Pavillon auf der Biennale von Venedig (2017) oder im Haus der Kunst in München (2021) präsentiert hat. Dabei arbeitet sie zumeist mit einfachen, leicht verfügbaren Materialien wie Bauholz, farbigen Baumwollstoffen, Klebeband, Gips oder Zement, die sie lose arrangiert oder gebündelt anhäuft und so zusammenfügt, dass der performative Charakter ihres skulpturalen Schaffens sichtbar bleibt. Mit ihren fragilen, zum Teil unvollendet erscheinenden Skulpturen stellt Barlow traditionelle bildhauerische Konzepte von Monumentalität oder Perfektion in Frage und lässt die Grenzen zwischen Skulptur, Malerei und Architektur verschwimmen. Phyllida Barlow gilt als herausragende Vertreterin einer künstlerischen Praxis, die sich nicht selten spielerisch und humorvoll mit materiellen Eigenschaften und Grenzbereichen der skulpturalen Form auseinandersetzt."
In der Begründung der Jury heißt es: „In ihren eigenen Arbeiten aus der Studienzeit zeigt sich ein progressives Verständnis und eine Reaktion auf verschiedene moderne Bildhauerinnen und Bildhauer – von Miro bis Giacometti und Bourgeois. Unter all diesen frühen ‚Mentoren‘ scheint der Einfluss von Kurt Schwitters sowohl grundlegend als auch nachhaltig gewesen zu sein. Schwitters‘ eigene Arbeiten – die kleinen, skurrilen Skulpturen, die er in Großbritannien schuf, die Verschmelzung von Malerei und Skulptur in seinen Collagen, der außergewöhnliche Merz Barn, den er in Eldewater errichtete, sowie seine dadaistische Klangkunst. All das fand eine starke Resonanz bei einer Künstlerin, die sich zum Absurden hingezogen fühlte und die aus ihrer Sicht überholte Grenzen zwischen Malerei und Skulptur in Frage stellt. Am deutlichsten ist der Einfluss von Schwitters in den großflächigen, raumgreifenden Installationen zu erkennen, die Barlow über viele Jahre hinweg aus ausrangierten, ungenutzten und alltäglichen Materialien geschaffen hat. Sie vermitteln ein Gefühl für die gescheiterte Utopie der Moderne und eine Faszination für die zeitgenössische urbane Umgebung.“
Bilder und Texte aus der Pressemitteilung der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Bilder von oben nach unten: Phyllida Barlow, British Pavilion, Venice, Italy, 2017; © Phyllida Barlow; Courtesy the artist and Hauser & Wirth; Photo: Ruth Clark; TIP, 2013; Installation view, Carnegie Museum of Art, '2013 Carnegie International', Pittsburgh/PA, 2013 - 2014; © Phyllida Barlow; Courtesy the artist and Carnegie Museum of Art; Photo: Greenhouse Media; Installation view, ‘Phyllida Barlow. dock’, Duveen Commission, Tate Britain, London, UK, 2014; © Phyllida Barlow; Courtesy the artist and Hauser & Wirth; Photo: Alex Delfanne.
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